Transalp mit dem Rad

 

Alpencross mit dem Fahrrad,

Chiemsee-Gardasee

 

Es ist Juli 2013 und die beste Zeit um zu einem Alpencross zu starten. Also eine Route aussuchen und das Rad etwas Gelände tauglich machen. Da das MTB 17 Jahre alt ist und als Tourenrad benutzt wurde, kommen nun Mal V-Breaks dran, MTB Reifen rauf und überflüssiges weg. Die Fitness von den 5500 Km in den letzten drei Monaten hoffe ich, sollte reichen und schon konnte es los gehen.

So sollte es vom Chiemsee Via Krimmler Tauern und den Dolomiten zum Gardasee gehen und wenn dann noch alles im grünen Bereich liegt, eventuell zurück nach Oberstdorf.

Der erste Tag war kurz und bestand hauptsächlich aus der Anreise mit der Bahn. Die 15 Kilometer die ich dann noch mit dem Rad von Priem am Chiemsee zurück gelegt habe und das ohne Steigungen sprachen nicht dafür. Die Übernachtung in einem Gasthof war gut, so ging es bei Sonnenschein, ausgeruht den nächsten Tag die ersten kleinen Steigungen rauf und runter. Auf dem alten Schmugglerweg nach überschreiten der Grenze ins Österreichische gab es dann auch das erste Gefälle. Die Bremsen gut im Eingriff, über einen Stein gerutscht, in die dortige Auswaschung und schon ging es übern Lenker. Na hat ja nicht lange gedauert bis zum ersten Abwurf. Zur eigenen Überraschung schaffte ich es allerdings mit gespreizten Beinen über den Lenker und kam auf den Füßen zum stehen, eine kleine Schramme am Oberschenkel blieb als Erinnerung. Rad aufgehoben und weiter ging es. Als nächstes stand der Hartkeiser (1555m) in dem Stecken verlauf an. Hier wurden dann auch das erste Mal die Muskeln beansprucht. Aber die Stecke war gut und so auch kein Problem. Die Übernachtung fiel auf eine Pension auf ca. 1200 m Höhe am Wegesrand.

Das Essen und die Übernachtung waren super, wobei die Aussicht von der Terrasse wo auch gegessen wurde, auf das Tal und die umliegenden Berge sensationell waren. Am Morgen ging es erst einmal Abwärts nach Brixen im Thal. Aber wenn man im Tal ist geht es halt wieder hoch, so ging es an der Windauer Ache entlang zur Filzenscharte, nach Neukirchen am Großvenediger und Krimmel mit seinem Wasserfall. Dieser wurde sich angesehen wobei der Sprühregen dicht am Fall gleich mal zur Abkühlung diente, denn das Wetter war sonnig und warm. Von dort ging es von Krimmel aus, den linker Hand von den Wasserfällen verlaufenden über 2000 Jahre alten Handelsweg entlang. Wobei hier der Anteil am schieben und tragen dem des Fahrens bei weiten überstieg. Jedoch kam ich gut zum Krimmler Tauernhaus zur Übernachtung.

Aufstieg zur Krimmler Tauern, hier ist viel Schieben angesagt

Am nächsten Tag stand nach einer kurzen Fahrstrecke schieben zur Krimmler Tauern (2633m) an. Im oberen Bereich waren noch ein paar Schneefelder übrig. Diese zu queren war mit einiger Anstrengung verbunden, da Schieben schlecht ging, Tragen aber schon gar nicht, da man immer wieder in den Schnee einbrach. Oben angekommen wurde man dafür mit einer super Aussicht belohnt. Den Berg runter gab es dann einen sehr anspruchsvollen Downhill. Hierbei ist immer wieder abzuwägen was ist machbar oder wo steigt man besser vor einem Sturz ab. Anschließend ging es bis nach Ehrenburg auf 806 m Höhe Abwärts, die Belohnung für die Schinderei zuvor. Nach einer Übernachtung wurde auf schmalen geteerten Straßen und Forstwegen sich der Weg zur Klammljoch gesucht. Das Wetter in den ersten Tagen war Sonnenschein pur, wobei Nachmittag teilweise Wolken aufzogen und es auch Wärmegewitter gab, so sah man zu, dass man vor dem Gewitter eine Bleibe gefunden hatte.

Auf dem Weg zum Würzjoch gab es einige schöne Hütten die sich für eine Übernachtung anboten. Hier waren die Wege einfach fahrbar. So ging es übers Kreuzkofeljoch mit seinem 2340m nach einer weitern Abfahrt und einem zum Teil mit schieben verbundenen Anstieg an der Brogles Hütte vorbei nach St. Ulrich ins Grötner Tal. Da die Abfahrt so schön war, ging es anschließend natürlich gleich wieder Bergan. Über Waldwege und schmale Sträßchen fuhr man zur Mahlknechthütte auf 2045 Metern. Es ist wunder schön wenn man nach einem langen Anstieg zu einer Hütte kommt, die Sonne scheint, die Aussicht von der Terrasse ist spektakulär und dabei kann man ein kühles Bier genießen und sich ausruhen.  Zum Schlernhaus auf 2457 Metern und deren Hochebene war es nicht mehr weit. Hier gab es da das Wetter mitspielte sehr schöne Weitsichten auf die umliegende Bergwelt.

Auf der Abfahrt zum Gasthaus Schönblick ist der Pfad teilweise recht anspruchsvoll. Dieses kommt durch die zum Teil recht Schafkantigen großen Steine wobei auch die Knüppelweg- abschnitte bei Feuchtigkeit einem mehr als leicht zu einem Sturz verhelfen. Hier sollte man, zwar eine Begrenzung vorhanden ist, Vorsicht walten lassen, da es recht steil in die dortige Schlucht geht. Nach dem man in Tiers bis auf gut 1000 Meter Höhe abgefahren ist, fuhr man noch über den Passo Cinque Croci mit 2018 Metern und anschließend bis auf 267 m nach Selve, im Valsungana abwärts. Auf dieser Strecke hat mich dann recht gut am Nachmittag ein Gewitter erwischt.

Aus dem Tal sieht der nächste Streckenabschnitt eigentlich gar nicht möglich aus, da an der steilen Bergflanke eigentlich gar keine Straße gebaut werden kann, aber es war eine vorhanden und so kam ich zur Refigio Barricata, hier noch schnell etwas getrunken, bevor es schwierig mit der Wegführung werden sollte. Es ging durch ein Waldgebiet und die Ausschilderung ließ wie erwartet zu wünschen übrig. Am Nachmittag kam wie die anderen Tage auch ein Gewitter dieses Mal mit Hagel. Dieses wurde abgewartet und nach einigen weiteren Kilometern stand fest, dass ich mich in eine Sackgasse manövriert habe. Also zurück, zur letzten Kreuzung wo ich mir ziemlich sicher war das es noch richtig ist. Da es schon später am Tag war schlug ich einen Weg zu einer nahen Hütte als Nächtigungsplatz ein, der war zumindest gut ausgeschildert, wobei ich auf dem Weg zur Hütte dann auch den richtigen weiteren Weg fand. An der Hütte angekommen, war diese geschlossen, super, was nun? 20 Kilometer zurück oder weiter auf richtigen Weg nach Vorn? Karte noch einmal studiert und es ging nach Vorn. Die Wege in diesem Bereich sind vorwiegend alte Militärstraßen und durch viel Bruchsteine befestigt. Bei diesen scharfkantigen Steinen war ich recht froh die Unplattbaren Reifen drauf zu haben, wobei das Profil der Reifen hier sehr litt. Da es sich hier um alte Militärstraßen handelte, waren auch noch reichlich Überreste von alten Militärstützpunkten vorhanden.

Viel Zeit zum Ansehen hatte ich allerdings nicht, da sich der Tag der Dunkelheit langsam ergab und ich hatte immer noch keine Unterkunft erreicht. So ging es gehetzt über das Selleta Mecenseffy und an die darauffolgende leichte Abfahrt. Als ich an einen Bauernhof kam hielt ich an und fragte nach einer Übernachtung, dieses machten sie nicht, aber ich sollte mal einen Kilometer weiter an einer Refugio Fragen. Als ich schon auf den Fahrrad saß, wurde mir noch hinterher gerufen, wenn die Refugio geschlossen hat, könnte ich wiederkommen und hier Schlafen, und ich kam im letzten Tageslicht wieder. Die Bauern waren gerade am Essen, so gab es auch für mich noch einen Eintopf und eine Pritsche war ebenfalls auf dem Boden vorhanden. Super freundlich und hilfsbereit, ich war wirklich, nicht nur hier in Italien sondern auch den Rest des Weges davon mehr als positiv überrascht, ich bin begeistert. So ging es ausgeruht am nächsten Tag weiter. Wobei beim Aufwachen und den ersten Bewegungen am Tage mich immer fragte, wie kann ich die müden Knochen denn heute zur Fortbewegung antreiben. Aber wenn man erst einmal auf dem Fahrrad saß war alles vergessen. So ging es heute zum Monte Maggio 1851 MüNN auf dem Sentiero della Pace, hier über Karrenwege und grandiose Dynamite Trails.

Auch auf der weiteren Strecke wurden die Wege teilweise in den Fels gesprengt, so dass überhaupt an den fast senkrecht abfallenden Felswänden diese entstehen konnten. Nur so konnte es auch über die alte Militärstraße „Strada degli Scarubbi“ zur Refugo Generale Achille Papa, der letzten Bergetappe vor dem Gardasee gehen. Von hier Bremste ich die Abenteuerliche Trasse zum Fugazze-Pass hinab. Anschließend ging es meist auf der Straße oder dem Radwegen daneben über Rovereto nach Riva am Gardasee.

Der Gardasee war überlaufen von Touristen. Wobei ich sehr erstaunt war, wie viele Leute im dem Rad unterwegs waren. Der See, zwar Mitte Juli war dann doch sehr kalt, so viel das Schwimmen recht kurz aus und dachte mir, verschiebe weiteres Schwimmen mal auf die nächste Reise. Da es hier auch schöne Trails zum Biken gibt und man ja noch nicht genug gefahren ist, wurden hier noch einige Höhenmeter gemacht.   

Es war alles bisher super gelaufen, das Wetter grandios, das Rad und ich haben weitgehend alles schadfrei  überstanden und es war ein grandioser Trip bisher, so wird es auch auf den Bike über die Berge bis nach Oberstdorf gehen. Dieses im nächsten Teil. (Gardasee-Oberstdorf)

 

Der oben beschriebene Weg folgt im Wesentlichen dem im Bruckmann Verlag erschienen Buch Alpencross, Ostalpen, Wegbeschreibung Nr. 18, Dynamite Trails.

 

Dieser ist mit   587 Kilometer,  18.350 Höhenmeter und 9 Tagen veranschlagt. Wobei die Zeit meiner Meinung sehr knapp bemessen ist, denn Zeit zum Ausruhen und Genießen sollte auch sein.

Weitere Fotos findet Ihr hier auf einer seperaten Seite.