Biken, eine Transalp, Juli/August 2013

 

Alpencross Gardasee – Oberstdorf

mit dem Fahrrad

 


Wie ich zum Gardasee gekommen bin, habt Ihr sicherlich im Bericht Chiemsee - Gardasee gelesen. Nun da alles spitzenmäßig gelaufen ist, soll es nach Oberstdorf weitergehen.

Da der Gardasee nur auf 66 Metern über dem Meer liegt, geht es also erst einmal Berg an. Anders könnte man schließlich nicht in den Genuss eine Abfahr kommen. So sind gleich die ersten Kilometer schweißtreibend. Es geht über den Passo di Ballino zum Passo del Gotro mit seinen 1847 m, wobei die Straßen immer schmaler werden bis hin zum Wanderweg. Von wo es dann nach Dimaro abwärts geht. Auf dieser und den weiteren Strecken begegne ich wesentlich mehr Bikern als auf der zuvor gefahrenen Tour Richtung Süden.

Am Pass (2613 m), ein Blick zurück

Während sie nun fast am Ende der Tour sind, bin ich wieder am Anfang. Von dort geht es erst einmal über Talwege zu einem kleinen Stausee der über die Staumauer gequert wird. Der weitere Weg zum Pass Forcellina di Montozzo (2613m) ist nur mit einigen Schieben zu bewältigen, wobei im oberen Bereich es besser wird und den Höchsten Punkt man fahrend erreicht.

Refugio Montozzo de Bozzi, eine kleine Herberge

Die Passabfahrt ging allerdings für mich nicht lange, da ich auf der Refugio Montozzo de Bozzi eine Übernachtung einlegte. Die Hütte ist recht klein und einfach, wir waren gerade mal drei Gäste an diesem Abend. Der nächste Tag sollte vom Wetter nichts Gutes verheißen. Aber erst ging es auf einer leichten Talwegabfahrt nach Pezzo, rund 900 m abwärts. Bei der folgenden auf Asphaltbelag erklimmenden Straße zum Passo di Gavia mit seinen 2621 Metern fing es gleich im unteren Bereich an zu Regnen.

Regen und kälte am Pass auf 2621 Metern

Dort waren die Temperaturen auch noch recht zivil. Dieses änderte sich mit der Höhe und dem stärker werdenden Wind, so war auf dem über 1000 Meter Anstieg durchhalten angesagt, da bei einem Stopp man sofort auskühlt oder halt schnell zusätzliche Kleidung überziehen muss und alles ist Nass. Im Gasthaus am Pass war ich in guter Gesellschaft, dort wärmten sich rund 20 weitere Radfahrer und einige Motorradfahrer auf.

Südliche Auffahrt zum Stilfser Joch

Aber am Nachmittag hörte doch glatt der Regen auf und es ging mit Regenkleidung, wegen der Kälte nach Bormio, wo es durch die Höhe von nur 1225 m wieder recht warm war. Hier wurde in einem Gasthaus übernachtet und ich sah mir noch die schöne Stadt an. Der nächste Tag empfing mich zu meiner Überraschung mit strahlendem Sonnenschein, so macht es wieder mehr Spaß. Der Anstieg zum Stilfser Joch mit seinen 2757 Metern ging rein über die Straße, da ich bezweifelte, dass ich die Alternative über die Bergwege wegen des vom Regen aufgeweichten Bodens eventuell nicht schaffe. Der Tag verlief sehr gut, der Anstieg der 1500 Hm war heute nur eine kleine sportliche Herausforderung, war heute super drauf.

Nördliche Abfahrt vom Stilfser Joch, super schön
Eine Hüttenpause nach einem anstrengenden Bergauf

Die etwas höher gelegene Tibet Hütte am Joch musste ich mir dieses Mal auch geben, denn bis dahin hatte ich es noch nie geschafft. Hier noch einmal die Bremsen nachstellen und kontrollieren und es ging bis nach Trafoi talwärts, von wo es über Waldwege zur Funkelhütte ging. Da machte ich eine kleine Pause bei Sonne, berauschend schöner Aussicht und einem Alkoholfreiem Weizen, kann man es schöner haben?

Die Sesvenne Hütte war stark besucht aber dennoch schön

Untern im Tal angekommen ging es noch bis nach Schleiß zur Übernachtung. Von dort fuhr ich den nächsten Tag über zum Teil schöne Forstwege und später etwas schieben zur Sesvenne Hütte. Diese war sehr gut durch das schönen Wetter besucht. Der weitere Weg führte dann zur Uina-Schluchtgallerie, wo schieben angesagt ist, da neben dem Weg es gleich senkrecht in die Schlucht geht.

Uina Schluchtgallerie, die dunkle Linie ist der in den Fels gehauene Weg

Aber so hat man wesentlich mehr Zeit, zum Bestaunen des wild in die Senkrechte Wand geschlagenen Weges. Aber das Biken kommt nicht zu kurz, denn nach dem die Schlucht den breiter werdenden Tal gewichen ist, fängt ein toller Forstweg an. Dieser lässt sich richtig schön schnell fahren, wobei das Risiko eines Sturzes nicht unerheblich ist. So verstehe ich nicht, das einige dann den Helm lieber am Rucksack tragen statt auf dem Kopf.

Stop an einem Brunnen zum Wasser tanken

Angekommen am Inn ging es für mich dem Flusslauf entlang nach Österreich. Hier machte ich in Pfunds eine Übernachtung, Unterkunft, Speiß und Trank waren gut, wobei am nächsten Tag mal wieder das Problem mit dem Tal bestand, denn von dort geht es wieder schweißtreibend Bergauf. Dieses Mal in den zollfreien Schweizer Ort Samnaun. Hier war Nationalfeiertag, 01. August und somit der Ort in Feierlaune, wobei ich mich doch recht schnell den Menschenmassen entzog und weiter in die Berge fuhr und es mich so über einen Pass nach Ischgel brachte. Hier war in den oberen Lagen Baustelle angesagt, es scheint, es gibt im Bereich von Ischgel immer noch nicht genug Skilifte, da an weiteren gebaut wird. Auf ruhigeren Wiesenwegen ging es von dem Ort durch das Tal nach Galtür und über das Zeinisjochhaus zur Heilbronner Hütte.

Blick vom Kristbergsattel

Der Schotterweg dorthin war wieder einmal eine einfache Etappe wobei auch hier schöne Aussichten vorhanden waren. Die Nacht war wieder ruhig, auf jeden Fall bin ich wie immer nach fünf Minuten weg und erst am anderen Morgen mal wieder zum Leben erwacht. Nach dem guten Frühstück ging es einen schmalen Weg über eine Ebene die nach einem Abzweig, mich zum Silbertaler Winterjöchel brachte. Wobei es auf diesem Weg teilweise doch einiges zum Schieben gab, da viel einzelnes Felsgeröll das Fahren nicht zu ließ. Nach dem die Litzbrücke auf einer Höhe von 1190 Metern erreicht ist, geht es über Waldwege auf den Kristbergsattel. Hier war mal wieder Massen Auflauf, viele Wanderer, Hauptsächlich älteren Baujahres machten ihren Spaziergang und kehrten in die Gaststätten ein. Wobei es bei mir nach Dalaas abwärts ins Tal ging.

Die Freiburger Hütte, vom Süden her nicht einfach zu Erreichen

Hier noch eine kleine extra Portion Kalorien einverleibt und es konnte auf die über 1100 Meter höher liegende Freiburger Hütte gehen. Die Sonne brannte, der Schweiß lief und ich war auf Teilen der Strecke am Fahrrad schieben und zerren. Ein in diese Richtung nicht zu empfehlender Anstieg. Ausgepowert erschien dann doch die Hütte und alle Anstrengung war mal wieder vergessen. Eine Dusche, eine deftige Mahlzeit, was zu Trinken und schon könnte man weiter ziehen. Doch ich blieb über Nacht und machte mich am nächsten Tag zur letzten Etappe nach Oberstdorf auf. Von der Hütte ging es erst einmal Bergab, da die Sonne wieder schien waren auch die Temperaturen an diesem Morgen recht hoch, so konnte man auch heute ohne zusätzliche Kleidung gut in den Tag starten. Angekommen in Lech fuhr ich dann den rechts vom Bach laufenden Wanderweg nach Warth, was keine gute Entscheidung war, denn er war nicht gut zu fahren und um Warth war es ein ganz schöner Umweg den ich genommen habe.

"Fahrradtreffen" am Schrofenpass

Aber der weitere Weg zum Schrofenpass war nicht mehr weit. Dieser verlief mit dem kleinen Schiebestück recht einfach. Wobei mir dort ein Biker entgegen kam, sein Vorderrad bei der Abfahrt total Überbremste und über den Lenker ging. Er schlug hart auf Schulter und Rücken auf, nach dem ersten Schock und dem Abklingen der Schmerzen konnte er aber weiter Radeln, Glück gehabt. Bei mir ging es noch zum Pass hoch und über die steile Flanke und den Leiterbrücken auf der Oberstdorfer Seite hinunter.

Die Schwarze Hütte ist glüclich erreicht, damit aber auch das Ende der Tour

Nach Erreichen der Teerstraße wurde an der Schwarzen Hütte der gute Ausklang des Alpencross mit ein, zwei Bierchen begossen. Die Sonne schien, einige Biker zogen Richtung Gardasee vorbei oder auch Tagesausflügler kamen zur Rast. Bei mir musste es nur noch die 15 Kilometer auf Teer und Schotter bis in den Ort bergab gehen. Dort noch mal eine Übernachtung und am anderen Tag mit dem Zug bis nach Norddeutschland.

Auch diese Alpenquerung war wieder ein Highlight, jedoch mit wesentlich mehr Straßen und Schotterweg Anteil. Da durch und wegen der geringeren Streckenlänge einiges einfacher als mein Weg zum Gardasee. Auf diesem Weg traf ich wesentlich mehr Radfahrer, was aber keines falls stört. Von der Aussicht, der schönen Streckenführung und der Vielfältigkeit der Passagen war der Weg Chiemsee – Gardasee meiner Ansicht um einiges schöner.

Mit Sicherheit waren die beiden Strecken eine der intensivsten Reisen die ich je gemacht habe, aber auch wegen des sehr guten Wetters eine unvergessliche und eine der schönsten, die nach einem weiteren Alpencross ruft.

 

Diese Tour entspricht weitgehend der Strecke „Joe-Route“ aus dem Buch des Bruckmann Verlages Alpencross, Ostalpen, nur in der entgegengesetzten Richtung.

Kalkuliert ist dieser Weg mit 15.150 Höhenmeter und einer Länge von 430 Kilometern bei 7 Fahrtagen.