Von Sardinien nach Griechenland Segeln, teilweise nicht einfach.
Es war Mai 2018, der 01. gerade mit seinem Feiertag vorbei als es nach Cagliari, der Hauptstadt von Sardinien zu meinem Boot ging, dass dort in einer Werft an Land lag.
Wie wohl immer war dann erst einmal Putzen, ein wenig Streichen usw. angesagt, bevor es am 16. Mai ins Wasser gesetzt wurde.
Da der Platz, wo dass Boot eingesetzt wurde fürs nächste Boot frei gemacht werden musste ging es gleich ins weitläufige Hafenbecken Richtung Ausfahrt. Wobei ich beim Aufräumen an Bord, plötzlich ein zweier Kanu in Rennmanier auf Kollisionskurs sah. Ein lauter Pfiff und die Beiden drehten sich mal um, um zu sehen wo sie hin fuhren.
Vor dem Hafen kein Wind, da ich noch genug zu tun hatte, Treiben lassen, dann Segeln bei fast keinem Wind. Aber um 14:30 kam doch noch guter Wind mit 15 Knoten (ca. 27 Km/h) der noch mal richtig was schaffte. (kleiner Hinweis: 1 nautische Meile entspricht 1,85 Km und 1 Knoten ist 1,85 km/h) So lag ich am Abend am Absprungpunkt nach Sizilien.
Eine schöne Bucht mit einer Marina und einem nahen Ort dabei. Strand gab es auch, nur die Wassertemperatur von 20°C war noch sehr frisch. Dieses sollte auch der Ort für die nächsten fünf Tage bleiben, da ständig Gegenwind herrschte. Da fängt man keinen 165 Meilen (ca. 300 km) Trip an. So wurde noch mal etwas ums Cap Carbonara gesegelt und abgewartet. Am sechsten Tag Winddrehung und es ging los, ums Cap war noch Quälerei, aber anschließend 8 bis 17 Knoten fast perfekten Wind, wobei Regen und 18°C nicht das ultimative Segelfeeling aufkommen ließ. Zwei weitere Segelboote hatten die gleiche Idee, mit fast dem selben Kurs hatte ich sie bis zu 20 Stunden in Sichtweite. Um 03:00 Uhr bei 17 Knoten Wind und einem Gewitter vor mir, reduzierte ich die Segelfläche stark. Dennoch konnte ich ein Etmal von 127nm (Strecke von Mittag zu Mittag, 24 Std.) machen und nach 34 Stunden hatte ich die am Ende 167 Meilen zurück gelegt.
Am nächsten Morgen ging dann nichts, Flaute, so musste der Diesel getriebene Vortrieb herhalten. Am Nachmittag besserte sich die Situation etwas aber gut war sie gewiss nicht. Genauso wie in den nächsten drei Tagen, Gegenwind, Segeln bis in die nächste halbwegs geschützte Bucht oder Hafen mehr ging nicht. Wobei davon gibt es nicht viele.
In Cafalu gab es dann zwei Tage Pause wegen Gegenwind. Wobei der Ort ist schön, lohnt sich zum Ansehen und die Wassertemperatur war auch auf Bade freundliche 24°C angestiegen.
Die anschließende Nacht nach einem weiteren Segeltag, würden viele als die Hölle bezeichnen. Offene Küste kein Wind und ein Schwall, Wahnsinn, der lässt das Boot schaukeln, das man teilweise denken konnte, gleich kippt es um. Für mich heißt das, sich quer zum Boot schlafen legen. Da das Bett 200 cm breit ist, kein Problem, so ist für mich dennoch gemütlich schlafen möglich, nur die Harten kommen zum schlafen.
Beim Ansteuern auf die Straße von Messina (zwischen Italien Festland und Sizilien) gibt es noch schönen sandigen Boden wo das Wasser wieder richtig hellblau schimmert. Also Anker geschmissen und eine Rund geschwommen. Die Meerenge mit seinem recht starken Schiffsverkehr war wieder nicht weiter schlimm mit Hilfe des AIS (Anzeigesystem zur Darstellung von Schiffsbewegungen mit der jeweiligen Richtung und der dichtesten Annäherung zueinander).
Am südlichem Ausgang dann starke Windzunahme bis 25 Knoten und recht steiler Welle die für ein reichlich schaukelndes Boot sorgte. Dieses ist aber nur recht kurzfristig, aus der Meerenge raus und schon kein Wind mehr.
Um die Stiefelsole von Italien war es mit dem Wind mal so, mal so. So musste mal der Diesel als Vortrieb her halten, dann ging aber auch wieder die Post ab. So hatte ich im Golf de Squillace aufkommenden Wind bis 25 Knoten über ein paar Stunden, wobei der Wind später nicht die Aufmerksamkeit forderte, sondern die steile kurze Welle die schräg von hinten unterm Boot hin durch lief (die Wellen sind immer schneller als das Segelboot). So glitt das Boot mit bis über 11 Knoten die Wellen hinunter und mit einem Kurzkielboot, wie meines, versuchten die Wellen es quer zu stellen. Eine Gefährdung bestand dadurch zwar nicht, dafür waren die Wellen nicht hoch genug, aber alles was nicht wirklich sehr sicher verstaut wäre, hätte Flugtag gehabt. War eine sehr interessante Erfahrung.
Am nächsten Tag dann wieder der Gegensatz, bei dem Überqueren des Golf di Taranto war mehr als 15% der Strecke Segeln nicht möglich. So heulte mir die meiste Zeit an dem Tag der Motor die Ohren voll, statt der Wind. Am Abend im Dunkeln in der Hafenbucht am Cap di Maria Leuca, fast keine Beleuchtung, nicht viel Platz, unbeleuchtete Boote und Bojen und nicht gerade gut haltender Untergrund, da kam noch mal Spannung beim Ankern auf.
Aber morgens sollte es heißen, Griechenland ich komme, 50 Meilen bei Sonnenschein und nur teilweise gebrauchsfähigen Segelwind. Aber um 18:00 Uhr konnte der Anker auf der Griechischen Insel Othonoi fallen. Wobei die Bucht klein war und schon Boote dort lagen, so musste ich doch glatt zum ersten Mal, einen zweiten Anker über Heck ausbringen, damit mein Boot nicht soviel Platz zum Schwojen benötigt. Anschließend in den „Supermarkt“ (4 x 5 Meter groß) mal wieder ein neues Brot fürs Frühstück und später dann in eine der Tavernen und die ersten griechischen Gaumenfreuden genießen.
Am anderen Tag sollte es Nachts bis 19 und in Böen bis 30 Knoten Wind geben, so die Wettervorhersage vom Tag zuvor. Dafür war die Bucht wo ich lag ungeeignet. Leider konnte ich dieses nicht per Wetterbericht überprüfen, da ich keine Internet Verbindung und keinen Navtex Empfang hatte. So sollte es in eine 26 nm entfernte Bucht im norden von Korfu gehen, wo ich den Wind abwarten wollte. Beim Auslaufen musste ich den Motor benutzen, damit ich Vorwärts kam, da kein Wind herrschte. Dieses änderte sich allmählich, je weiter ich aufs offene Meer kam. 15 Knoten super, 20 Kn kein Problem, 25 Kn so langsam ist es aber genug, doch es ging weiter so hatte ich später bis zu 34 Knoten und in der Spitze bis 39. Aber die Welle war gut, das Boot wurde mal richtig geduscht, denn das Wasser spritzte teilweise übers ganze Boot, auch ich habe meinen Teil, trotz Sprayhood abbekommen. So war ich auch eines der einzigen Boot unterwegs, erreichte die Bucht aber recht gut, nur der Anker hatte im üppigem Seegras Probleme halt zu finden.
Ein Regenschauer am nächsten Morgen wusch auch das Salz wieder vom Deck und plötzlich waren da zahlreiche Boote die an der Bucht vorbei zogen. So war der Wind früher gekommen als angekündigt und alle hatten sich versteckt nur meiner einer und ganz wenig andere waren dennoch unterwegs, aber so ist es. So hat man auch mal etwas mehr Wind gesehen.
Das Einklarieren ging dann schnell, der Hafenmeister wollte die Bootspapiere sehen, Zettel ausfüllen von Ihm, 15,- Euro, das DEKPA Papier konnte er nicht ausstellen, da ich Anker und nicht im Hafen liege, auch gut, und tschüss.
Und schon war ich in Griechenland, griechischer Salat, Souvlaki und offener Tischwein lassen grüßen.
Das waren 686 nautische Meilen (ca.1250 Kilometer) davon wurden 484 nm (70%) gesegelt und für die restlichen 202 nm, 75 Liter Diesel verbraucht.