Segeln in Griechenland, vielfältig und interessant
Im August 2018 kam Athen näher, so ging es für mich nach dem ich das Boot in einem Hafen vertäut hatte, dort hin. Vier Tage Sehenswürdigkeiten, Akropolis, Museum hier und da usw. aber auch mal wieder ein paar Tage an Land. Mal wieder richtig Duschen, keine pump Toilette aber auch keine Küche mit vollem Kühlschrank.
Anschließend ging es weiter Richtung Norden, zwischen dem Festland und der Insel Euböa hindurch. Hierbei trifft man auf die nur 4 Meter hohe Schiebebrücke in Halkida. Bei dieser Meerenge herrscht je nach den Gezeiten erhebliche Strömung. Da die Brücke starken Autoverkehr hat, ist die Durchfahrt, wobei die Brücke gegen Bezahlung geöffnet wird, immer in den Nachtstunden.
Die Meilen bis zur nächsten Destination, nördliche Sporaden, wurden meist durch das brummen des Motors begleitet, da der Wind aus nicht segel baren Richtungen kam. In Skiathos wurde der Anker in eine Bucht Versenkt und mit dem Rad oder zu Fuß die Insel erkundet. Wobei mich die enorme touristische Infrastruktur sehr überraschte. Nach einem kurzen Segeltag ging es eine Nacht an den Pier auf der Insel Skopelos. Von wo weiter in eine sehr schöne sandige Bucht mit Bäumen drumherum nach Alonnisos gesegelt wurde. Hier hatte ich meinen nördlichsten Punk in der Ägäis erreicht und der Wind der hauptsächlich aus Norden kommt, sollte mich unter Segeln nach Süden bringen. Doch erst einmal hatte ich mehr flaute oder der Wind blies dann doch aus einer Richtung die nicht zum Segeln passte. Aber es ging weiter über Skiros einen Hafen mit nur etwa 8 Plätzen am Kai, aber den besten und freundlichsten Hafenservice, incl. eines Sanitärgebäude mit 80er Disco Musik und drehender Disco Kugel.
Auf Tinos ging es in die Bucht Gavrio mit Hafen, leider hat sich ein anderer Segler so weit in den Hafenbereich zum Ankern gelegt, dass die großen Fähren Probleme beim Anlegen hatten. So wurden wir hier alle durch die Coast Guard vertrieben. Ich Ankerte anschließend in einer Bucht vor schönem Sandstrand, wobei es beinahe Windstill war und somit diesem nichts entgegen sprach.
Nach Andros, keine Wetteränderung, wobei es sollte der erste Meltemi (ein starker thermischer Wind aus nördlichen Richtungen) kommen. So wollte ich noch zwei Nächte in einer Bucht verbringen und anschließend in den Hafen gehen. In der ersten Nacht hatte ich dann aber rund 30 Knoten Wind, der Anker lag im Sand und hatte gut gegriffen (hatte ich beim Schwimmen kontrolliert und der Anker ist weit Überdimensioniert). Da zudem der Wind von der Landseite kam, kein Problem, also wieder ins Bett und weiter schlafen. Vormittags wurde verlegt in den Hafen, hier lag ich gut geschützt mitten in der Stadt, ein überaus schöner Aufenthalt.
In Griechenland wird in den Häfen meist unter Verwendung des Ankers rückwärts an dem Kai angelegt. Das heißt, man schmeißt 40, 50 Meter vor der Kaimauer den Anker und fährt rückwärts bis zum Festmachen an den Kai. Mit dem Anker wird dann der Bug gehalten. Das schwierige dabei, den Anker genau im rechten Winkel zur Anlegeposition am Kai fallen zulassen. Anders kreuzen sich die Ankerketten von Nachbarbooten unter Wasser und der eine reißt dem anderen den Anker raus. Mir persönlich gefiel dieses Anlegen da so das Boot am Bug schon stabilisiert ist, speziell wenn keiner hilft beim Anlagen am Kai. So hat man Zeit das Tau um einen Poller zu schmeißen oder kurz auf den Kai zu gehen um es durch einen Ring zu führen.
Weiter ging es über Siros nach Paros. Der nächste Meltemi kam, so wurde dort in den Hafen gegangen. Im allgemeinen liegen an den Tagen mit starkem Wind fast nur privat Yachten in den Häfen, denn die Charter (Leih-) Boote müssen ja raus um etwas von der einwöchigen Miete zu haben.
An den Tagen im Hafen habe ich mir die Inseln angesehen, bin an den Strand gegangen oder mit dem Rad mal um die Insel gefahren. Wobei die kahlen Baumlosen Inseln nicht ganz meinen Geschmack trafen.
Die nächste Herausforderung zeichnete sich auch ab, zwar noch nicht am Himmel aber in der Wettervorhersage. So sollte Wind bis 45 (gut 80 Km/h) und in Böen bis 55 Knoten (etwa 100 Km/h) kommen. Das ansteigend über Tage, da hat man auch keine Lust vor Anker zu liegen wenn es nicht sein muss. So suchte ich einen Hafen mit entsprechend gutem Windschutz. Wobei in der Ägäis oft Fallwinde vorkommen und so man auch hinter Bergrücken nicht immer gut geschützt ist.
Also schloss ich einige Häfen aus und steuerte Milos an. Hier zeichnete sich ab, dass ein Wirbelsturm entsteht und dafür ist Milos nicht gerade gut geeignet. Da noch Zeit war, ging es weiter in eine Bucht auf dem Festland und die war im nach hinein gut gewählt. Sie gab guten Schutz, super Ankergrund und das auch bei 180°drehender Windrichtung welche beim Wirbelsturm oft vorkommt. In einigen Häfen und Buchten gab es während dieser Tage einige Beschädigungen an Booten, die sich los rissen oder abgetrieben wurden. Ich selber habe gute 40 Knoten Windgeschwindigkeit gemessen, andere noch einiges mehr. Mich hatte gleich die erste Böe voll seitlich getroffen, das Boot kränkte bis ca. 10 cm unter die Bordwandkante, so war mal wieder Flugtag, die Dinge die noch nicht vom Tisch usw. geräumt waren, sind mal wieder durch die Gegend geflogen.
Nach einem Besuch des Angolischen Golfs, der mir übrigens wesentlich besser gefallen hat als die kahlen und weites gehend baumlosen Kykladen, ging es auf bekannten Pfaden zurück um das Peloponnes ins Ionische Meer. Hier hatte ich einen Platz an Land für das Winterlager des Bootes gebucht. So steht mein Boot in der gut ausgestatteten Cleopatra Marina, dem wohl größten Landliegeplatz in Griechenland neben 1000 anderen Booten.
Das Segeln in Griechenland war super interessant und sehr abwechslungsreich. Die Anker- und Liegeplätze sehr unterschiedlich. Die Ortschaften und Häfen gefielen durch die sehr schöne Aufmachung und das Wasser in den Buchen war klar und warm. Was auch spitze war, man konnte mal im Hafen anlegen, da die Gebühren erschwinglich sind oder in den Buchten vor den Häfen war ankern oft gut möglich. Der Wind war oft instabil in Richtung und Stärke, hierbei ist er weit hinter meinen Erwartungen geblieben. Insgesamt aber eine klasse Segelsaison, keine Grundberührung, der Zusammenstoß mit einer schwimmenden Palette war kein Problem und die Technik hat sich auch mit unerwarteten Ausfällen einigermaßen zurück gehalten.
So hatte ich bei den 1929 Meilen in Griechenland einen Segelanteil von nur 48%. Bei den 2773 Meilen zuvor, war ein Segelanteil von 73,2 % zu verzeichnen.
Als Handbuch hatte ich den wohl besten Führer: Griechische Küsten von Heikell.